Funktionale Anforderungen beschreiben genau was ein Produkt oder System aus der Sicht der Stakeholder tun oder können soll. Sie werden zu Beginn eines Projektes durch Befragung der Stakeholder ermittelt und in einem Pflichtenheft festgehalten. Funktionale Anforderungen gehören zum Anforderungsmanagement, welches für klassisches wie agiles Projektmanagement relevant ist1.

Unterschiede zwischen funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungen

Jedes Projekt hat funktionale und nicht funktionale Anforderungen. Die unten aufgeführte Tabele zeigt deren Unterschiede auf2. | Funktionale Anforderungen | Nicht-funktionale Anforderungen | | ————————- | ——————————- | | Sind von Produkt zu Produkt verschieden | Beziehen sich auf mehrer Produkte | | Bilden Kern der Anforderungserhebung | Bilden Rahmenbedingungen eines Produkts | | Wirken sich nur auf einen Teil eines Produkts aus | Beziehen sich auf mehrere Teilaspekte eines Produkts | | Änderungen sind verhältnismäßig leicht umsetzbar und haben wenig Einfluss auf das gesamte Produkt | Änderungen bedeuten viel Arbeits- und Kostenaufwand und haben viel Einfluss auf das gesamte Produkt |

Relevanz der Anforderungsklarheit

Anforderungen an ein Produkt sollten immer geklärt werden. Da die Anforderungen zu Beginn eines Projektes gestellt werden,können fehlerhafte, unzureichende oder fehlende Anforderungen zu viel Arbeitsaufwand und Zeitverlust oder gar zum Scheitern eines Projektes führen. Somit hat das vollständige Ermitteln der funktionalen Anforderungen eine hohe Wichtigkeit, auch wenn dies nur einen sehr kleinen Teil des Projektaufwandes ausmacht3.

Ermittlung der funktionalen Anforderungen

Die zu ermittelnden funktionalen Anforderungen der Stakeholder lassen sich nach dem Kano-Modell, ein Modell welches systematisch hilft die Kundenzufriedenheit in einem Projekt oder für ein Produkt zu erlangen, in drei Kategorien einteilen. Die drei Kategorien bestehen aus den Basisfaktoren, den Leistungsfaktoren und den Begeisterungsfaktoren4.

Basisfaktoren

Die Basisfaktoren bestehen aus Eigenschaften, die ein Produkt auf jeden Fall haben muss. Da diese Eigenschaften oft als selbstverständlich angesehen werden, muss man darauf achten, keine davon zu vergessen. Da es zunächst als offensichtlich erscheint, dass ein Produkt eine gewisse Eigenschaft hat, kann es sein, dass die Eigenschaft den formalen Anforderungen von den Stakeholdern nicht hinzugefügt wird. Da dies zu Unklarheiten in den Anforderungen führen würde, muss sich nach Basisfaktoren extra erkundigt werden oder durch schon vorhandene Produkte der Stakeholder ermittelt werden4.

Leistungsfaktoren

Die Leistungsfaktoren sind die Eigenschaften, welche die Stakeholder explizit fordern. Somit sind sie die Bedürfnisse oder Wünsche der Stakeholder an das Produkt. Wie die Basisfaktoren sollten alle Leistungsfaktoren unbedingt in den funktionalen Anforderungen enthalten sein und im Produkt umgesetzt werden4.

Begeisterungsfaktoren

Die Begeisterungsfaktoren sind zusätzliche Besonderheiten. Sie sind nicht von den Stakeholdern gefragt, dienen aber trotzdem der Verbesserung des Produkts. Begeisterungsfaktoren sollten nachdem Basis- und Leistungsfaktoren bekannt sind von dem Projektteam selbst ermittelt werden. Auch wenn Begeisterungsfaktoren nicht notwendig für ein von den Stakeholdern gewünschtes Produkt sind, sollten sie ermittelt und den funktionalen Anforderungen hinzugefügt werden, da sie zu einer positiven Überraschung von Stakeholdern führen und somit die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Zusammenarbeit erhöhen kann4.

Änderung von funktionalen Anforderungen

Es ist kaum möglich, alle Anforderungen für ein Projekt zu erheben. Es kann immer dazu kommen, dass Anforderungen nicht dokumentiert werden oder sie sich im Laufe des Projekts ändern. Deshalb sollte man bei der Zeitplanung, die auf den Anforderungen des Projekts basieren immer einen Puffer einplanen, damit man auf Änderungen reagieren kann. Diese Änderungen sollten immer mit den Stakeholdern diskutiert und vermerkt werden, da sie meist mit einer Kostenerhöhung des Projekts verbunden sind3.

Siehe auch

Weiterführende Literatur

Quellen