Wenn der Name IKEA fällt, denken die meisten Menschen an moderne Inneneinrichtungen, oder das im Laden verkaufte Fleischgericht Köttbullar. Andererseits wird der schwedische Möbelhersteller auch mit einem psychologischen Phänomen in Verbindung gebracht – dem „IKEA-Effekt“. Doch was hat es damit auf sich, und welche Relevanz hat es für das Projektmanagement?

köttbullar Das schwedische Fleischgericht Köttbullar

Definition

Der Effekt stammt ursprünglich aus der Verhaltensökonomik und beschreibt das Phänomen, dass selbst montierte Objekte vom Monteur eine subjektiv höhere Wertschätzung erhalten, als in Massen vorgefertigte Gegenstände, bei denen kein eigener Aufwand erbracht wurde. 1

Die Studie zum Effekt

Erarbeitet wurde der Effekt in dem Arbeitspapier „The IKEA effect: When labor leads to love“ aus dem Jahre 2012, verfasst von u.a. Michael Norton. In dem Experiment zur Studie teilten sich Probanden in die Gruppe der „builder“ oder „non-builder“ ein. Die erste Gruppe bekam den Auftrag, mithilfe einer Aufbauanleitung IKEA-Aufbewahrungsboxen selbst aufzubauen. Die zweite Gruppe erhielt eine schon montierte Box, die sie lediglich auf Makellosigkeit inspizieren sollten. Anschließend wurden beide Fraktionen nach ihrer Zahlungsbereitschaft für das Produkt gefragt, wobei die „builder“ im Schnitt 0,78$ boten, die „non-builder“ nur 0,48$. Dieses Ergebnis war statistisch signifikant und verdeutlichte, dass die Teilnehmer der Baugruppe allein durch ihren Aufwand dazu bereit waren, ein höheres Gebot abzugeben. Jedoch stand die Frage im Raum, ob der erhöhte Preis durch eine Individualisierung des Massenprodukts erfolgte. Das vermieden die Durchführer des Experiments, indem sie vorgefertigte Bausätze einsetzten, bei denen kein eigener Einfluss möglich war. Um diese Resultate zu erzielen, ist es unabdingbar, den Zusammenbau vollständig abzuschließen. Mussten die Versuchspersonen die Box etwa wieder auseinanderbauen, oder durften sie nicht zu Ende bauen, stellte sich kein Effekt ein. 2 3

IKEA-Effekt

IKEA-Effekt

Weiterführende Forschung

In einer weiterführenden Forschung konnte man dieses Phänomen auch in Bezug auf Mäuse feststellen. Den Labortieren stellte man zwei Nahrungsquellen mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen zur Auswahl. Für beide Portionen betätigen die Tiere den jeweiligen Schalter. Nach und nach erhöhte man für eine Geschmacksrichtung den Aufwand, um an das Futter zu gelangen. Es zeigte sich, dass die Mäuse die Quelle bevorzugten, für die sie bis zu 15-mal den Hebel betätigen mussten. 4

Idee zur Anwendung im Projektmanagement

Doch wie lässt sich das auf das Projektmanagement anwenden? Zusammenhänge zwischen dem Effekt und Projekten sind noch nicht erforscht. Eine Idee zur Anwendung könnte allerdings so aussehen: ein Projektleiter kann dieses Wissen für sich nutzen. Etwa können Teammitglieder, die von der Qualität einer Sache in der Planungsphase nicht überzeugt sind, beauftragt werden, ebendiesen Arbeitsschritt selbst durchzuführen. Im Idealfall ist der Skeptiker nun von der Qualität überzeugt, da er den Aufwand selber erbracht hat, und ihm das Ergebnis nicht nur vorgesetzt wurde – er gewinnt somit Vertrauen in das Projekt zurück.

Kritik

Jedoch sollte ein jeder Projektleiter vorsichtig sein, möchte er den IKEA-Effekt für seine Ziele nutzen. Denn dieser beruht auf der subjektiven Einschätzung des Teammitglieds. Eventuell schätzt dieser sein Ergebnis deutlich besser ein, als es in Wirklichkeit ist. Eine solche Verblendung kann zu weiteren Konflikten führen, wenn andere dessen Arbeit nicht in gleichem Maße wertschätzen. Solche Problematiken beschreibt schon der Dunning-Kruger-Effekt. Dieser besagt, dass Menschen ihr eigenes Wissen und Können wegen mangelnder Selbsteinschätzung überbewerten. Daraus folgt ebenfalls die Geringschätzung der Leistung anderer. 5 In der kaufmännischen Betrachtung muss zusätzlich kritisiert werden, dass der IKEA-Effekt für höherpreisige Artikel noch nicht nachgewiesen wurde. 3 Außerdem kann es passieren, dass Kunden durch Überforderung in der Montage frustriert werden, und das Produkt, sowie ihre Customer-Experience damit als negativ bewerten. 6

Siehe auch

Quellen