Die Methode des kritischen Pfades (engl. Critical Path Method CPM) ist ein Projektmanagementtool, welches in den späten 1950er Jahren entwickelt wurde um durch ineffiziente Terminplanung verursachte Kostensteigerungen zu verhindern. Sie ist der Projektplanung im klassischen Projektmanagement zuzuordnen, welches im Gegensatz zum agilen Projektmanagement unter anderem durch einen Überblick über das große Ganze und einen fest ermittelten Endtermin jeder Aktivität charakterisiert ist. Dies spiegelt sich bei der Methode des kritischen Pfades wider. Sie wird genutzt um zentrale Aufgaben zu ermitteln, die minimale Projektdauer zu determinieren und eine gewisse Planungsflexibilität zu bestimmen.1

1. Was ist der kritische Pfad

“The sequence of activities that represents the longest path through a project with determines the shortest possible duration”2. Vereinfacht gesagt ist der kritische Pfad (engl. Critical Path CP) die längste Zeit, die für den Abschluss eines Projektes benötigt wird.

2. Zentrale Schritte auf dem Weg zur Identifizierung des kritischen Pfades

1. Bestimmung und Auflistung aller Vorgänge

Als Grundlage für das weitere Vorgehen wird zunächst ein sogenannter Projektstrukturplan (PSP, engl. Work Breakdown Structure WBS) erstellt, welcher nur übergeordnete Vorgänge enthält. Der Verzicht auf detaillierte Abläufe sorgt dafür, dass der kritische Pfad am Ende nicht zu komplex und unübersichtlich gestaltet ist. 3

2. Ermittlung aller Abfolgen und Abhängigkeiten

Im zweiten Schritt stellt sich die Frage, wann welche Aufgaben erledigt werden können und sollen. Hierbei gibt es solche, die parallel zueinander abgeschlossen werden können, aber auch jene, welche voneinander abhängig sind. Ein Vorgang kann in diesem Fall erst begonnen werden nachdem ein anderer abgeschlossen wurde.4

3. Erstellung eines Netzplans

Im Anschluss folgt die visuelle Darstellung. Hierfür wird ein Netzplan (engl. Critical Path Analysis Chart CPA) entweder per Hand oder mit Hilfe eines Softwareprogramms gezeichnet.

Netzplan

Entwurf eines Netzplans 3

4. Abschätzung des Zeitbedarfs aller Aufgaben

Im nächsten Schritt wird der Zeitaufwand der einzelnen Aufgaben geschätzt. Nützlich kann dabei die Drei-Zeiten-Methode sein, wobei der Zeitbedarf mit folgenden Werten geschätzt wird:

a = Minimalschätzung (Best Case)

m = Wahrscheinlichste Schätzung (Most Likely Case)

b = Maximalschätzung (Worst Case)

Es ergeben sich schließlich zwei zur Berechnung anwendbare Formeln, E steht dabei für die Schätzung (engl. Estimate):

I. E = (a + 4m + b) / 6

II. E = (a + m + b) / 3

Der Unterschied zwischen I und II besteht lediglich in der Gewichtung der Werte. Während bei der I. gängigeren Methode die wahrscheinlichste Schätzung am stärksten gewichtet wird, besteht bei II kein Unterschied in der Gewichtung der Werte. Je nach Aufgabe kann es auch sinnvoll sein Pufferzeiten einzuplanen. Dies geschieht üblicherweise mit Hilfe von den frühesten und spätesten Anfangs- beziehungweise Endzeitpunkten, den ein Vorgang haben kann, ohne dass sich dadurch das Projektende verschiebt. 3

5. Identifizierung des kritischen Pfades

Der kritische Pfad wird entweder anhand des Netzplanes per Augenmaß gefunden oder es werden die frühesten Anfangs- und Endzeitpunkte, sowie die spätesten Anfangs- und Endzeitpunkt jedes Vorgangs festgestellt. Als Resultat ergibt sich ein oder auch mehrere kritische Pfad. Mit jedem weiteren steigt das Risiko für ungeplante Verzögerungen im Zeitplan.

Netzplan Identifizierung des kritischen Pfades 3

Als weitere Methode zur Identifizierung des kritischen Pfades kann außerdem ein Gantt-Diagramm in Microsoft Project generiert werden.

6. Aktualisieren des Netzplans

Der letzte Schritt beinhaltet die Aktualisierung des Netzplans auf Basis der während des Projekts gesammelten Erfahrungen, die Dauer bestimmter Aufgaben betreffend. Dies hilft vor allem dabei, den Fortschritt innerhalb des Zeitplans zu beurteilen.

3. Vor- und Nachteile der Methode 5

Vorteile Nachteile
Minimierung der Projektdauer bei Verzögerung eines Vorgangs des CP Verzögerung des ganzen Projekts
Einfache Bestimmung besonders wichtiger Aufgaben und Hervorhebung von Projektengpässen Unterschiedliche subjektive Wahrnehmung der Projektteilnehmer über Relevanz
Übersichtliche Darstellung wenige Möglichkeiten komplexe Abhängigkeiten einfach zu beschreiben
Möglichkeit eines Vergleichs des geplanten Fortschritts mit aktuellem Stand und somit frühzeitige Reaktion Schneller Verbrauch von Pufferzeiten

Siehe auch

Weiterführende Literatur

Quellen