Provokationstechnik

Die Provokationstechnik ist eine Methode zur Ideenfindung, eingeführt von Edward de Bono. Mithilfe von sogenannten Provokationen werden bestehende Annahmen und Sichtweisen infrage gestellt. Die Provokationstechnik ist eine Kreativitätstechnik, welche im Rahmen des klassischen Projektmanagement verwendet wird, um innovative Ideen und Ansätze zu generieren.1

Provokation

Für die Findung von Ideen werden Provokationen benutzt, welche das Denken aus dem gewohnten Rahmen werfen, indem gezielt bestehende Annahmen und Erfahrungen infrage gestellt werden. Das Ziel ist die Überwindung alter Denkmuster und die Schaffung von neuen Sichtweisen. In diesem Kontext können Provokationen beispielsweise gezielte Verfälschungen von Fakten oder auch bloße Zufallsbegriffe sein. 2

Aufgrund der Verwechslungsgefahr mit der üblichen Bedeutung des Wortes Provokation werden sie auch als Mentale Provokationen bezeichnet. Dabei findet Wirkung der Provokation lediglich im Denken stattfindet. Provokationen stellen hierbei nie festgelegte Aussagen dar, sondern sollen lediglich der Anregung dienen.

Provokationen werden immer ankündigt, indem das Wort PO vorangestellt wird. Das Wort PO unterliegt hier keiner Bedeutung, sondern verweist lediglich darauf, dass der drauf folgende Satz als Anregung zu verstehen ist. 3

Die folgenden Sätze sind daher unterschiedlich zu verstehen:

  • Alle Lehrer lieben ihre Schüler
  • PO Alle Lehrer lieben ihre Schüler

Der erste Satz ist eine Behauptung, die wahr oder falsch sein könnte, während der zweite Satz lediglich als Anregung zu verstehen ist. Am einfachsten kann man PO als „Was wäre, wenn…?“ interpretieren, also “Was wäre, wenn alle Lehrer ihre Schüler liebten?”.

Nutzen

Der Nutzen von (mentalen) Provokationen liegt in der Möglichkeit neue Dinge in Betracht zu ziehen, auf welche man normalerweise nie gekommen wäre. Als eine Form der Kreativitätstechniken hilft sie durch Ideenfindungsworkshops beispielsweise, neue Produkt und Marketingideen zu generieren.

movement-technique

Kreislauf der mentalen Provokation 4

Die Provokationstechnik ist zudem eine Möglichkeit die geistige Flexibilität zu steigern. Man beobachtet Vorkommnisse im Alltag und bildet eine mentale Provokation bestimmter Prozesse und evaluiert welche Ideen beziehungsweise Vorteile sich hieraus ergeben könnten.

Beispiele für mentale Provokationen aus dem Alltag:

  • PO Das Ziffernblatt einer Uhr bewegt sich, die Zeiger bleiben stehen.
  • PO Der Arbeitgeber arbeitet für den Arbeitnehmer.
  • PO Je länger man im Internet surft, desto weniger Datenvolumen verbraucht man.

Methoden, um Provokationen zu generieren

Es gibt folgende Ansätze, um Provokationen zu gewinnen:5

  • Annahme aufheben

    Hier hebt man gezielt Annahmen auf, die man über die Aufgabenstellung macht, z. B. PO In der Schulbibliothek gibt es keine Bücher.

  • Idealfall

    Hier nennt man einen Zustand, der im Idealfall gelten würde, z. B. PO Jeder Schulanfänger bekommt einen Abschluss.

  • Umkehrung

    Bei der Umkehrung stellt man einen Sachverhalt oder eine Beziehung auf den Kopf, z. B. PO Schüler unterrichten Lehrer.

  • Übertreibung

    Bei der Übertreibung wird eine bestimmte quantitative Eigenschaft verändert, z. B. PO Die Schulpflicht geht bis zur 13. Klasse.

  • Zufall

    Hier wird einfach ein zufälliger Begriff neben die Ausgangssituation gestellt, z. B. Schule PO Lasagne

  • Verfälschung

    Hier wird eine qualitative Eigenschaft der Problemstellung verändert, z. B. PO Die Schulmauern sind aus Duplosteinen gebaut.

Anwendnung

Der schwierigste Part nach der Bildung einer Provokation liegt darin eine Lösungsidee zu entwickeln. Erfahrungsgemäß ist dies der komplizierteste Teil der Technik. Am Beispiel “PO Die Schule hat keine Gebäude” könnte die Idee des Homeschooling entstehen und aus “PO Schüler unterrichten Lehrer” könnte die Idee, verstärkt den Fokus auf Referate und Präsentationen zu legen, entstehen.

Vor- und Nachteile

Vorteile Nachteile
Methode durchbricht gezielt alte Denkmuster und produziert innovative Ideen Der Umgang mit Provokationen ist am Anfang tendenziell schwer und viele Menschen werden dadurch entmutigt
Regt die Kreativität an Methode oft nicht erfolgreich, da Provokationen meist weit von der Realität entfernt sind und sich dadurch keine nützliche Ideen ergeben

Fazit

Zusammenfassend ist die Provokationstechnik eine potentiell sehr nützliche Technik, um neue Ideen und Denkgrundlagen besonders in der Anfangsphase des klassischen Projektmanagement zu generieren. Die Technik weist Vor- und Nachteile aus, daher muss kontextabhängig entschieden werden, ob diese Methode während des klassischem Projektmanagement angewandt wird.

Siehe auch

Weiterführende Literatur

  • Edward de Bono: Serious Creativity. Die Entwicklung neuer Ideen durch die Kraft lateralen Denkens. 1996
  • Edward de Bono: Po: Beyond Yes and No. 1972
  • Innovationslabor der Universität Magdeburg: Die Provokationstechnik: Ideenfindung durch Infragestellen von Wissen und Annahmen

Quellen

  1. Edward de Bono: Serious Creativity. Die Entwicklung neuer Ideen durch die Kraft lateralen Denkens. Erscheinungsjahr: 1996 

  2. Anja Rassek: Provokationstechnik: Kreativ zu neuen Ideen. Erscheinungsjahr: 2020. https://karrierebibel.de/provokationstechnik/ aufgerufen am 22.11.2021 

  3. Edward de Bono: Po: Beyond Yes and No. Erscheinungsjahr: 1972 

  4. Abbildung: o.A, smartvisualideas.com, o.J. https://smartvisualideas.com/tools-and-methods-to-become-more-creative-today/ aufgerufen am 21.11.2021 

  5. Innovationslabor der Universität Magdeburg: Die Provokationstechnik: Ideenfindung durch Infragestellen von Wissen und Annahmen, o.J.