Die Stacey-Matrix aus dem Jahr 1996, benannt nach ihrem Begründer Ralph Douglas Stacey, einem britischen Organisationstheoretiker und Managementprofessor, diente ursprünglich zur erleichterten Entscheidungsfindung in komplexen Situationen. Heutzutage hilft sie bei der Auswahl des passenden Projektmanagement-Ansatzes und bei der Findung des richtigen Methodenmixes, indem ein Verständnis für den Umfang des Projektes inklusive seiner Herausforderungen geschaffen wird1.

Die Stacey-Matrix im Projektmanagementkontext

Kurz gesagt beschreibt die Stacey-Matrix einen Ordnungsrahmen zur Abgrenzung einfacher, komplizierter, komplexer und chaotischer Aufgaben2. Sie steht dabei in enger Verwandtschaft mit dem Cynefin-Framework3. Die Stacey-Matrix soll insgesamt erleichtern, für ein bevorstehendes Projekt die richtige Projektmanagementmethode zu finden4.

Aufbau der Stacey-Matrix

Auf der vertikalen Achse der Matrix wird der Grad der Anforderungen (“Requirements”) des Projekts abgetragen. Es wird sich die Frage gestellt, ob die Unsicherheiten über die Anforderungen des Projekts bekannt sind1. Die horizontale Achse wird durch den Begriff Technologie beschrieben (“Technological Realization”). Dieser Aspekt betrachtet, ob die Methoden zur Erreichung des Projektziels klar sind4. Die Matrix ist in vier Umfelder aufgeteilt, die jeweils den Komplexitätsgrad der vorliegenden Herausforderung beschreiben.

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Simple Situationen

Das Feld “Simple” beschreibt Projekte, bei denen sowohl die Anforderungen als auch die Technologie bekannt sind. Diese Projekte sind kaum der Gefahr von unvorhersehbaren Hindernissen ausgesetzt. Hierbei handelt es sich um einen Projekttyp, der in der Vergangenheit schon mehrfach bearbeitet wurde und dessen Bearbeitungsschritte bekannt sind1. Es lassen sich also “Best Practices” aus der Vergangenheit ableiten. Bei dieser Einordnung stellen klassische Prozesse die beste Herangehensweise dar. Projektmanagementmethoden müssen hierbei oft nicht angewendet werden, da es sich um bekannte Abläufe handelt4.

Komplizierte Situationen

Das zweite Feld,”Complicated” genannt, lässt sich intern weiter unterteilen. Entweder können Projekte beschrieben werden, bei denen die Anforderungen klar, die Technologien zur Zielerreichung aber nicht hundertprozentig bekannt sind. Dabei handelt es sich um “technisch komplizierte” Projekte1. Sind die Anforderungen unklar, die Technologie aber bekannt, liegen “politisch oder sozial komplizierte” Projekte vor. Es herrscht Uneinigkeit zwischen den Entscheidungspersonen. Viele offene Fragen lassen sich hierbei durch Analysen, Verhandlungen (“political Decision Making”) oder Beratung durch externe Experten klären (“judgemental Decision Making”)4. Hier eignen sich besonders klassische Projektmanagementmethoden wie die Wasserfallmethode4.

Komplexe Situationen

Im komplexen Umfeld ändern sich Technologien und Anforderungen ständig, Probleme sind nicht vorhersehbar und es existieren viele Risiken4. Auch die einzelnen Phasen dieser Projekte sind zu Beginn nicht planbar. Hier steht deshalb vor allem Transparenz, Innovation, Kreativität sowie Flexibilität im Mittelpunkt. Das Projekt sollte daher in kurze Iterationen zerlegt werden, wobei die ständige Überwachung der einzelnen Schritte nie außer Acht gelassen werden darf1. Erwünschte Ergebnisse werden dadurch durchgehend verfolgt und Fehlentwicklungen schnell korrigiert. Hier finden agile Vorgehensweisen, insbesondere die Scrum-Methode Anwendung4.

Chaotische Situationen

Chaotisch eingeordnete Projekte definieren sich durch vollkommen unklare Anforderungen und komplett unbekannte Technologien und stellen eine enorme Herausforderung dar1. Als Herangehensweise wird hier empfohlen, sich bereits von Projektbeginn Klarheit über die Anforderungen zu schaffen und die Projektziele vorab zu klären. Es müssen vorläufige Entscheidungen getroffen werden, um das Projekt in den “Komplex-Bereich” verschieben zu können. Als agile Methoden eignen sich hier besonders Design Thinking , Kanban und Scrum1.

Kritik an der Stacey-Matrix

Eine der größten Kritiken an der Stacey-Matrix ist, dass sie zu schnell fehlinterpretiert wird. Sie stellt keine Anleitung zur Findung der perfekten Projektmanagementmethode dar, wird aber mittlerweile als regelbasierte Normenstrategie missbraucht3. Der Ursprungsgedanke nach Stacey jedoch war, die Auswirkung von Komplexität auf die Entscheidungsfindung darzustellen6.

Siehe auch

Weiterführende Literatur

Quellen