Der in verschiedenen Branchen verbreitete Anglizismus Roadmap bedeutet in der deutschen Übersetzung wörtlich “Straßenkarte”1. In Analogie dazu kann sie einen groben Fahrplan für verschiedene Entwicklungsbereiche eines Unternehmens prognostizieren und darstellen. Im Projektmanagement dient die Roadmap vor allem als strategisches Planungswerkzeug.

Kategorisierung

In der Literatur sind verschiedene Strukturierungsansätze für Roadmaps zu finden. Laut Behrendt unterscheidet man zwischen vier Arten:

  • Unternehmensspezifische Roadmap
  • Branchenbezogene Roadmap
  • Problemorientierte Roadmap
  • Forschungs- und Entwicklungs-Roadmap für die Politik

Unterscheiden lassen sich die Roadmap-Typen mithilfe von sieben Kriterien: Suchraum, Initiative und Durchführung, Nutzungsbereich, Zielsetzungen, Methodik, Orientierungslogik und zeitlicher Horizont.

In der folgenden Tabelle sollen die unternehmensspezifische und branchenbezogene Roadmap exemplarisch anhand dieser Kriterien verglichen werden 2:

Kriterium Unternehmensspezifische Roadmap Branchenbezogene Roadmap
Suchraum Produkt, Produktfamilie Technologischer Sektor
Initiative und Durchführung Einzelnes Unternehmen Zusammenschluss von Unternehmen
Nutzungsbereich Innerhalb des Unternehmens Im Zusammenschluss
Zielsetzungen u.a. F&E-Entscheidungen optimieren u.a. Wettbewerbsfähigkeit steigern
Methodik Extrapolation, Szenariotechnik Workshops, Expertenbefragungen
Orientierungslogik Technologiegetrieben Technologiegetrieben
Zeitlicher Horizont Kurzfristig Mittelfristig

Tabelle 1: Vergleich der unternehmensspezifischen und branchenbezogenen Roadmap (Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Behrendt (2010))

Darüber hinaus können Roadmaps auch nach ihren Anwendungsbereichen differenziert werden. So existieren 40 verschiedene Typen an Roadmaps. Die am häufigsten verwendeten sind die Produkt-Roadmap, Technologie-Roadmap, Integrierte Produkt- und Technologie-Roadmap sowie die Projekt-Roadmap 3.

Projekt-Roadmap

Speziell im Projektmanagement dient die sogenannte Projekt-Roadmap als strategisches Planungswerkzeug. Es wird ein grober visueller Gesamtüberblick über Aufgaben, Ziele und Ergebnisse geschaffen und dabei das Projekt in zeitliche Etappen bzw. Zwischenprojekte unterteilt. Damit wird eine einheitliche Basis zur Kommunikation zwischen den Interessensgruppen auf allen Ebenen des Vorhabens erstellt 4. Charakteristisch ist außerdem der Instrumentenmix, aus dem eine Roadmap besteht. Bekannte Vorausschau-Methoden wie etwa die Szenario-Technik oder auch die Delphi-Methode vereinfachen den Prozess, zukünftige Entwicklungen darzustellen und zu bewerten 2.

Roadmapping

Der Prozess, eine Roadmap zu erstellen und stets auf dem aktuellen Stand zu halten, wird auch „Roadmapping“ genannt. Die Entwicklung einer Roadmap lässt sich in fünf Kernschritte unterteilen, die in der nachfolgenden Abbildung zusammengefasst werden. Die Vorgehensweise kann ebenfalls auf die verschiedenen Arten von Roadmaps übertragen werden. Roadm_Erst_Abb1

Schritt 1 Definition von Untersuchungsfeldern: Im ersten Schritt findet eine Abgrenzung der zu untersuchenden Objekte statt. Hierzu werden die Untersuchungsfelder sowie das betrachtete Umfeld definiert. Weiter werden Ziele sowie die Zeitskalierung festgelegt 2.

Schritt 2 Trend-, Bedarfs-/Potenzialanalyse: Danach findet eine Analyse der Trends, des Bedarfs sowie des Potenzials statt. Herangezogen werden dabei verschiedenste Quellen, wie Literatur, Datenbanken oder auch Expertenbefragungen2.

Schritt 3 Identifizierung von Chancen und Risiken: Im dritten Schritt werden Chancen und Risiken identifiziert. Folglich können Wild Cards bestimmt und Zukunftsbilder gestaltet werden. Zudem werden Arbeitsgruppen zusammengestellt und Aufgaben verteilt 2.

Schritt 4 Erstellung der Roadmap: Für die Erstellung der Roadmap werden alle Ergebnisse der vorherigen Schritte in Meilensteine überführt und in die Zeitskala eingetragen. Hiervon lassen sich schließlich Handlungsempfehlungen ableiten und Aktivitäten definieren. Wichtig ist außerdem die Vollständigkeits- und Konsistenzanalyse, bei der die Roadmap auf Lücken sowie inhaltliche und zeitliche Konsistenz überprüft wird 2.

Schritt 5 Transfer: Die Erstellung der Roadmap schließt mit dem Transfer und der zielgruppengerechten Aufbereitung zur weiteren Kommunikation mit allen Stakeholdern 2.

Exemplarische Darstellung

Die Visualisierung einer Roadmap kann je nach Projekt variieren. So existieren in der Praxis zahlreiche unterschiedliche Darstellungsformen. Kennzeichnend sind jedoch folgende Kernelemente, die von der European Industrial Research Management Association (EIRMA 1997) empfohlen werden:

  1. Zeitstrahl im festgelegten Projekt-Zeitraum
  2. Ebenen der zu untersuchenden Objekte
  3. Aufgaben, Meilensteine und Ergebnisse in Balkenform
  4. Verknüpfung zwischen den Objekten zur Darstellung der Wirkungszusammenhänge 3

In der nachfolgenden Abbildung ist eine beispielhafte Visualisierung einer Roadmap skizziert: Roadm_Erst_Abb1

Siehe auch

Weiterführende Literatur

  • Dieter Specht, Stefan Behrens: Kapitel 8: Strategische Planung mit Roadmaps - Möglichkeiten für das Innovationsmanagement und die Personalbedarfsplanung. Bremen 2008 (URL: https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-540-74755-0, zuletzt aufgerufen am 23.11.2021)
  • Siegfried Behrendt: Integriertes Roadmapping. Berlin 2010 (URL: https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-642-10754-2, zuletzt aufgerufen am 19.11.2021)

Quellen

  1. Dudenredaktion, o.D. (URL: https://www.duden.de/rechtschreibung/Roadmap, zuletzt abgerufen am 19.11.2021) 

  2. Siegfried Behrendt: Integriertes Roadmapping. Springer-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-64210-7535-5 (URL:https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-642-10754-2, zuletzt aufgerufen am 19.11.2021)  2 3 4 5 6 7

  3. Oliver Gassmann, Philipp Sutter: Praxiswissen Innovationsmanagement. Hanser-Verlag, München 2013, ISBN 978-3-44643-513-1 (URL: https://www.hanser-elibrary.com/doi/book/10.3139/9783446435131, zuletzt aufgerufen am 19.11.2021)  2

  4. Dieter Specht, Christian Mieke: Projekt-Roadmapping. Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb, 24. Februar 2004, ISSN 0947-0085 , 2511-0896 , 0947-0085 (URL: https://www.degruyter.com/journal/key/zwf/html, zuletzt aufgerufen am 19.11.2021)