Nutzwertanalyse
Die Nutzwertanalyse (kurz: NWA; aber auch Punktwertverfahren, Punktbewertungsverfahren oder Scoring-Modell genannt) gehört zu den qualitativen, nicht-monetären Analysemethoden der Entscheidungstheorie1. Im Projektmanagement dient die Nutzwertanalyse als Methode zur rationalen Entscheidungsfindung bei komplexen Problemen1. Sie wird vorallem für Abwägungen herangezogen, bei denen in Geldeinheiten oder Zeiteinheiten messbare Aufwendungen nicht als Faktoren verwendet werden können, sondern beispielsweise Umweltfaktoren, Image oder soziale Faktoren eine Rolle spielen2.
Hintergrund
Im Rahmen von Projekten ist es notwendig, Entscheidungen hinsichtlich vieler Details zu treffen. Dies beginnt bereits bei der Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Projekt, geht weiter zur Auswahl der geeigneten Mitarbeiter, Make-Or-Buy-Entscheidungen, Auswahl von Kooperationspartnern, Ressourcen, bis hin zu schlussendlichen, direkt das Ergebnis beeinflussenden Entscheidungen3. Während eine normale Kosten-Nutzen-Analyse verschiedene Kriterien nur unter Effizienzgesichtspunkten betrachtet, bewertet die Nutzwertanalyse die Effektivität1. Um trotzdem eine transparente, für andere nachvollziehbare und schnelle Entscheidung zu gewährleisten, haben sich verschiedene Maßnahmen etabliert. Eine dieser Maßnahmen ist die „Nutzwertanalyse“3.
Vorgehen
Bei der Nutzwertanalyse werden mehrere Projekte oder Projektalternativen gegenübergestellt und ihr jeweiliger “Nutzwert” ermittelt. Die Kriterien, die zur Bewertung des Nutzens herangezogen werden, werden ermittelt und verschieden gewichtet4. Die Methode folgt einer Sechs-Schritte-Anleitung:
Sechs Schritte der NWA5
Schritt 1: Festlegung der Alternativen bzw. Entscheidungsvarianten
Die verschiedenen Varianten werden gesammelt und festgehalten. Es ist hilfreich, wenn diese Liste nicht allzu lang wird, weil die Methode sonst sehr aufwändig wird. Mit 2-5 Alternativen ist man gut aufgestellt.
Schritt 2: Definition von Bewertungskriterien
Es werden die Kriterien festgelegt, anhand derer eine Entscheidung getroffen werden soll. Diese Kriterien sind häufig Anforderungen an das Produkt oder zu erreichende Ziele. Hier entsteht meist eine Liste von bis zu 10 Kriterien.
Schritt 3: Gewichtung der Bewertungskriterien
Jedem Kriterium wird ein Prozentsatz hinterlegt, der die Wichtigkeit des Kriteriums belegt. Die Summe der Einzelgewichtungen muss 100% ergeben.
Schritt 4: Festlegung des Bewertungsmaßstabs
Die einzelnen Kriterien werden mit Punkten bewertet. Um hier eine Eindeutigkeit sicherzustellen, muss der Bewertungsmaßstab genau definiert werden, z.B. 5 Punkte = sehr gut, 1 Punkt = mangelhaft.
Schritt 5: Bewertung der Alternativen
Hier erfolgt die eigentliche Bewertung: Pro Kriterium und Alternative werden Punkte vergeben und die gewichteten Punkte berechnet.
Schritt 6: Summierung und Auswahl
Durch Summierung der Einzelgewichtungen ergibt sich die gewichtete Punktzahl pro Alternative. Die Alternative mit der höchsten Punktzahl entspricht den definierten Kriterien am besten.
Beispiel
Veranschaulichen kann man die Vorgehensweise an einem einfachen Beispiel4:
Vor- und Nachteile 15
Die folgende Tabelle beleuchtet die Vor- und Nachteile der NWA:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Transparenz der Entscheidungsgründe | Subjektive Bewertung |
Schriftlichkeit & Nachvollziehbarkeit | Hoher Aufwand bei zu vielen Alternativen |
Analyse in Teamarbeit gut möglich | Mögliche Verfälschung der Ergebnisse durch Überlappungen von Alternativen |
Vergleichbarkeit von Unvergleichbaren anhand gemeinsamer Kriterien | Problem der Einigung bei mehreren Anwendern |
Hauptkritikpunkt an der NWA ist ihre Subjektivität. Um diese auszugleichen, ist es empfehlenswert die Analyse in einem Gruppenmeeting (z.B. in einem Jour Fixe oder auch im Rahmen der Projektkommunikation) anzuwenden2. Verschiedene Köpfe bringen verschiedene Sichtweisen ein, was das Gesamtergebnis ausgewogener und objektiver macht2.
Weitere Anwendungsfelder
Die Nutzwertanalyse findet nicht nur im Projektmanagement Anwendung. Sie wird in allen Bereichen genutzt, in denen eine Entscheidung auf Basis mehrerer quantitativer und qualitativer Kriterien getroffen werden muss, beispielsweise bei Lieferantenbewertungen oder Vergleichen zur Unterstützung von Kaufentscheidungen14. Abgesehen davon ist die Nutzwertanalyse auch ein Tool im Controlling, in der Volkswirtschaftslehre generell oder auch im Vergaberecht1.
Siehe auch
Weiterführende Literatur
- “Nutzwertanalyse im Projektmanagement” von Sven Jansen (Taschenbuch, Erscheinungsdatum 06.10.2011, ISBN 978-3-656-02158-2)
- “Nutzwertanalyse einfach erklärt” Video: https://www.youtube.com/watch?v=rSL_5YOEsvE
Quellen
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https://de.wikipedia.org/wiki/Nutzwertanalyse ↩ ↩2 ↩3 ↩4 ↩5 ↩6
-
https://www.braintool.com/blog/so-erstellen-sie-eine-nutzwertanalyse/ ↩ ↩2 ↩3
-
B.Sc Sven Jansen (Autor:in), 2008, Nutzwertanalyse im Projektmanagement, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/179719 ↩ ↩2
-
https://www.peterjohann-consulting.de/nutzwertanalyse/ ↩ ↩2 ↩3
-
https://projekte-leicht-gemacht.de/blog/pm-methoden-erklaert/nutzwertanalyse/ ↩ ↩2