In der vorliegenden Arbeit geht es um Planning Poker, eine spielerische Variante der Aufwandsschätzung im Team. Die Schätzmethode wurde 2002 von James Grenning entwickelt und später von Mike Cohn in dem Buch „Agile Estimating and Planning“ populär gemacht. Ursprünglich wurde sie im Bereich Extreme Programming verwendet und ist dann für das agile Projektmanagement übernommen worden. 1

Die Vorgehensweise hierzu basiert auf der Delphi-Methode, bei der ein Schätzwert durch wiederholte Prognosen sukzessiv verbessert wird. Denn im Projektmanagement steht man immer wieder vor der Herausforderung die Dauer der Aufgaben oder den Aufwand für ein Projekt zu schätzen. Während der traditionelle Projektleiter die Schätzwerte bei einzelnen Experten einsammelt, stößt eine agile Führungskraft mittels Planning Poker einen neuen Teamprozess an und erarbeitet ferner die benötigten Aufwandsschätzungen spielerisch. 2

Die Schätzkarten

Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, werden Karten zum Schätzen verwendet. Im Detail können diese Kartensets abweichen, aber das Schema bleibt immer gleich.

  • Die Ziffer »0« bedeutet, dass der Schätzende die Aufgabe für zu klein hält. Der Aufwand sollte mit anderen zusammengelegt werden.

  • Alle Zahlen die größer als 0 sind, können von den Mitspielern als konkrete Schätzwerte abgegeben werden

  • Die Karte mit dem Fragezeichen »?« bedeutet, dass man die Aufgabe nicht ausreichend verstanden hat oder über keine Expertise zu der Aufgabe verfügt. Im ersten Fall sollte die Aufgabe genauer analysiert und erklärt werden

  • Das Zeichen für unendlich »∞«, bedeutet, dass der Schätzende die Aufgabe für zu groß hält und es für sinnvoll hält sie in mehrere Aufgaben aufzuteilen. In manchen Kartensets wird hierfür auch die Zahl »100« verwendet

  • Hält jemand die Karte mit der Kaffeetasse hoch, schlägt er vor, die Schätzrunde mit einer kleinen Pause zu unterbrechen

Zum Schätzen erhält jeder Teilnehmer einen Satz Karten, auf denen eine Fibonacci-Zahl zwischen 1 und einem vorher festgelegten Höchstwert, z.B. 21 steht.

„Fibonacci-Zahlen werden gebildet, in dem man die Summe der beiden vorhergehenden Zahlen addiert. Sie werden deshalb gerne verwendet, weil die Abstände zwischen den einzelnen Werten immer größer werden.“ 3 Damit soll den Schätzern verdeutlicht werden, dass der Aufwand zur Realisierung einer Aufgabe mit dem Wert 21 im Vergleich zu einer Aufgabe mit dem Wert 13 sehr viel größer ist als zwischen zwei Karten mit den Werten 3 und 5. 3 Zur Vereinfachung wird aber häufig mit geraden Zahlen gespielt.

Beispielabbildung

Der Ablauf einer Sitzung

Zur Einleitung stellt der Moderator eine Aufgabe vor und bittet dann um Schätzungen dazu. Alle Teilnehmer bekommen kurz Zeit, um sich für eine Karte zu entscheiden. Daraufhin halten alle gleichzeitig die jeweils von ihnen gewählte Karte hoch oder legen sie sichtbar auf den Tisch. Damit wird verhindert, dass die Mitspieler sich bewusst oder unbewusst den Schätzungen anderer anpassen. Dieser Anpassungseffekt wird in der Verhaltenspsychologie auch Anker-Effekt genannt. 4

Die Teilnehmer mit den höchsten und niedrigsten Schätzungen begründen ihre Meinung um die Auswahl nachvollziehen zu können. Es folgt nun eine weitere Schätzrunde, auf Basis der neuen Informationen und Meinungen. Im Allgemeinen werden die Schätzungen nun näher beieinanderliegen als in der ersten Runde. „Liegen sie nach Meinung des Sitzungsleiters jedoch noch immer zu weit auseinander, so lässt er wieder die Extrempositionen zu Wort kommen.“ 2 Diese Schätzzyklen werden bis zur Einigung wiederholt.

Der Nutzen

Ein gut durchgeführtes Planning Poker, bei dem die richtigen Teilnehmer partizipieren, erzielt zwei wesentliche Ergebnisse:

  • Es werden realitätsnahe Schätzungen erstellt, die eine valide Basis für die Planung bilden

  • Die Beteiligten stehen anschließend voll hinter den Schätzungen und arbeiten mit entsprechendem Engagement an der fristgerechten Umsetzung

Planning Poker eignet sich also besonders bei Projekten und Aufgabenstellungen, die viele unbekannte Variable beinhalten und bei denen Fachwissen aus mehreren Bereichen gefragt ist.

Siehe auch:

  1. Projektmanagement
  2. Projektleiter
  3. Projektplanung
  4. Projektsteuerung
  5. Projektstrukturplan

Quellen