Cynefin Framework

Das Cynefin Framework wurde vom britisch-walischen Forscher und Berater für Wissensmanagement David Snowden Johnson entwickelt. Das Wort “Cynefin” stammt aus dem walischen und bedeutet so viel wie “Lebensraum”, damit möchte Snowden ausdrücken, dass zwischen den Individuen und ihrer Umwelt eine Vielfalt von Wechselwirkungen bestehen.1 Diese Wechselwirkung macht eine vollkommene analytische Beschreibung des realen Systems unmöglich1.

Das Modell hat die Aufgabe Probleme, Situationen und Systeme zu beschreiben. Dabei kategorisiert das Modell die einzelnen Probleme in sogenannte Problemdomänen, die wiederum einen Anhaltspunkt bieten, welche Erklärungen oder Lösungen zutreffen könnten.

Beschreibung des Frameworks

Cynefin beschreibt fünf Problemdomänen, die wie folgt lauten

  • Obvious or simple,
  • Complicated,
  • Complex,
  • Chaotic,
  • Disorder

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Cynefin Framework 23

Die ersten vier Hauptdomänen sind:

1. Obvious/simple

Befinden wir uns in einem “einfachen” Umfeld sind die Beziehungen und ihre Abhängigkeit offensichtlich. Ursachen und Wirkungen können einfach beschrieben werden und beurteilt werden. Daher gibt es auch eine eindeutige Antwort auf die einzelnen Probleme, weshalb auch oft von “Best Practice” gesprochen wird. Snowden ist der Ansicht, dass man bei offensichtlichen Entscheidungen nach dem Prinzip “Erkennen - Kategorisieren - Reagieren” vorgehen sollte4.

2. Complicated

Bei “komplizierten” Problemen sind die Ursachen und Wirkungen immer noch eindeutig zu beschreiben, aber nicht für alle verständlich. In anderen Worten das Problem ist für einige zu kompliziert, weshalb die Lösungen (es sind mehrere möglich) für “Nicht-Experten” schwer zu erkennen sind5. Daher beläuft sich der Ansatz für die Entscheidungsfindung auf folgende drei Punkte “Erkennen - Analysieren - Reagieren”6. Diese Domäne wird auch “Good Practice” genannt.

3. Complex

In “komplexen” Situationen ist es fast unmöglich eine Lösung zu erkennen, da es zu viele Unbekannte gibt. Auch für Experten ist es schwierig die Beziehung der Ursache und der Wirkung zu erkennen. Dies hat zu Folge, dass es keine richtige Antwort gibt. Solche Situationen sind meist unvorhersehbar und daher schlägt Snowden folgende Herangehensweise an “Sondieren - Erkennen - Reagieren”5.

4. Chaotic

Im “chaotischen” Bereich ist das wichtigste Ziel schnell und agil zu arbeiten, um das Problem zu stabilisieren und in Ordnung zu bringen. Daher lautet auch hierbei der Ansatz beim Vorgehen “Handeln-Erkennen-Reagieren”7.

Die fünfte Domäne nennt sich Disorder, der Zustand des Nichts-Wissens, indem man nicht weiß in welcher der Domänen man sich gerade befindet6. Dabei greifen Menschen meist auf gewohnte und einfache Problemlösungsmöglichkeiten zurück. Prinzipiell ist das Ziel hierbei mehr Informationen zu sammeln, um anschließend das Problem bzw. die dahinterstehende Herangehensweise einer Domäne zu zuordnen.7

Eine ähnliche Zusammensetzung findet man auch in der Stacey Matrix wieder. Diese Matrix wird im Zusammenhang mit dem Cynefin Framwork angewandt, wenn es darum geht, die agile Arbeitsmethode für das Problem herauszufinden. Dabei ist zu erkennen, dass einfache Problemstellung mithilfe von traditionellen Methoden gelöst werden können, wobei komplexere Themen agile Methoden (z.B. Scrum, Kanban Board oder Design Thinking) vorteilhafter erscheinen.8

Probleme

  • Die complacent Zone

Die Grenze zwischen “obvious” und “chaotic” unterschiedet sich in ihrer Wirkung von den anderen. Die Regel hierbei lautet: Sobald angenommen wird, dass die Probleme bzw. Situationen einfach und geordnet sind, befindet man sich in der “complacent Zone” und das Ergebnis ist katastrophal. Daher ist es empfehlenswerter an den komplexen und komplizierten Zonen zu managen.7

  • Das Wicked Problem

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*Wicked Problem95

Vor der Formulierung der Lösung kann das Problem nicht verstanden werden und solange das Problem nicht identifiziert wurde, kann auch die Lösung nicht beschrieben werden. Rückkopplungseffekt! 5

Anwendung auf Projekte 1

Deming-Cycle Plan Do Check Act Beispiele
einfache Systeme beobachten   kategorisieren reagieren Produktimplementierung
komplizierte Systeme beobachten   analysieren reagieren Support-Projekte
komplexe Systeme   probieren beobachten reagieren Produktentwicklung
chaotische Systeme   handeln beobachten reagieren Ausfall von Kerntechnologie

Diese Tabelle fasst die vier empfohlenen Vorgehensweisen des Cynefin Framework zusammen und zeigt Beispielprojekte für die einzelnen Domänen auf.

Fazit

“Alle Modelle sind falsch, aber einige nützlich.” George Box

Das Cynefin Framework ist kein “perfektes” Modell, um Situationen abschließend zu erklären. Es ist vielmehr eine Hilfestellung um die Ursache, den Kontext zu benennen und zu begreifen. Es sollte dabei nicht vergessen werden, dass einige Probleme mehrschichtig sein können, z.B. sowohl komplex als auch kompliziert.

Siehe auch

Weiterführende Literatur

  • Lang, S.(2015). Komplexität im Projektmanagement - Methoden und Fallbeispiele für erfolgreiche Projekte. Wiesbaden: Springer Vieweg Fachmedien
  • Nachbagauer, A., Schril-Böck, I., Weiss, E.(2020). Unerwartete Herausforderungen in Projekten erfolgreich managen - Erfahrungen aus der Human-Factors-, Hochsicherheits- und Resilienzforschung. Berlin: Springer Gabler Verlag

Quellen