Lean_Projektmanagement
Lean = Einstellung / Denkweise / systematischer Ansatz zur Beseitigung von Verschwendung
Lean Project Management (kurz LPM) ist in erster Linie eine Einstellung zur Durchführung von Projekten. Es ist eine Denkweise, die darauf abzielt, Verschwendung zu vermeiden, Projekte effizienter und effektiver zu gestalten und Kunden und Auftraggeber besser bedienen zu können1.
Toyota-Produktionssystem
Lean-Management findet seinen Ursprung in den 50er Jahren im japanischen Toyota-Produktionssystem. Es vermeidet Verschwendung, optimiert interne Abläufe und die Interaktion mit Lieferanten und Kunden und folgt somit dem Prinzip der „Just-in-time-Produktion“2. Toyota fasst drei Hauptquellen für Verschwendung: Muda, Mura und Muri3.
Anwendung im Projektmanagement
Die Philosophie des Lean wurde in den 90er Jahren erstmalig als Management-Methode eingeführt4. Anfang der 2000er Jahre begann man schließlich auch damit, diese Grundsätze auf das Projektmanagement anzuwenden1.
Die fünf Kernprinzipien des Lean Management von Womack und Jones eignen sich für den Übergang vom Lean Management zum Lean Project Management. Das Grundprinzip besteht darin, überflüssige Aktivitäten bzw. Verschwendung zu reduzieren5.
1. Betrachtung des Nutzens aus Sicht des Kunden. Die Produkte werden genau auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten, um den größtmöglichen Nutzen aus Kundensicht zu erzielen3. Der Wert kann die Qualität, der Zeitrahmen oder der Preis der Leistung sein. In der Praxis ist dies häufig eine Kombination6.
2. Identifizierung des Wertstroms. Der Wertstrom beschreibt alle Aktivitäten, die zur Herstellung des Produktes erforderlich sind6. Das bedeutet, dass eine detaillierte Betrachtung der Prozesse zur Erstellung des Produktes erforderlich ist. Was nicht notwendig ist, ist Verschwendung5.
3. Umsetzung des Flussprinzips. Beim Flussprinzip geht es darum, den gesamten Wertstrom zu optimieren und nicht nur einzelne Abschnitte zu betrachten. Der Fokus liegt auf dem Gesamtfluss und den Engpässen innerhalb des Gesamtflusses. Die Aktivitäten des Wertstroms sollen so reibungslos wie möglich ablaufen können5.
4. Pull statt Push. Es wird (nur) gemacht, was gefordert ist. Jede Stelle im Wertschöpfungsprozess „holt“ sich die Aufgaben, die verrichtet werden müssen, von der vorangegangenen Stelle ab. Der Fluss im Wertstrom wird also vom Ergebnis „gezogen“, nicht vom Startpunkt des Prozesses „geschoben“. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass nur die Leistungen erbracht werden, die der Kunde auch tatsächlich nachfragt4.
5. Perfektion. Das bedeutet, dass Perfektion nicht erreicht werden muss, aber immer angestrebt werden sollte. Hier kommt der Gedanke des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses auf, denn es wird immer Formen der Verschwendung und Ansätze zur Verbesserung geben4.
Bei diesen fünf Kernprinzipien fällt auf, dass nur das erste Kernprinzip eine externe, d.h. kundenorientierte Sichtweise beinhaltet, während die Kernprinzipien zwei bis fünf auf interne Prozesse ausgerichtet sind5.
Die 5 Lean Prinzipien7
Lean vs Agile
Sowohl Lean als auch Agile beschreiben eine Art und Weise, wie man wertschöpfungsorientiert an die Arbeit herangehen kann, aber sie empfehlen hierfür unterschiedliche Vorgehensweisen. Lean stammt aus der Produktion und ist eher ein systematischer Ansatz, eine unternehmensweite Methode zur Rationalisierung der Wertschöpfung. Agile hingegen wurzelt in der Softwareentwicklung und zielt zwar auch darauf ab, möglichst schnell einen hohen Nutzen zu erzeugen, doch geschieht dies eher durch kurze Iterationen und die Perfektionierung der Teamzusammenarbeit3. Lean-Projekte haben eine ähnliche iterative Struktur wie agile Projekte, mit dem wichtigen Unterschied, dass der Kunde Teil des Lean-Management-Prozesses ist2.
Doch fließen auch Lean-Prinzipien direkt in das agile Projektmanagement und die ihm zugrunde liegende Philosophie und Methoden ein. Ein klares Beispiel ist Kanban, das selbst Teil des Toyota-Produktionssystems ist und in vielen Projektumgebungen, insbesondere bei IT-Projekten, sehr erfolgreich eingesetzt wird4. Auch das grundlegende agile Prinzip des Plan-Do-Review, welches die SCRUM-Methodik prägt, ist ein Bestandteil des Lean-Gedankens1.
Sowohl Lean als auch Agile Teams helfen dabei, besser zu arbeiten und Kunden eine höhere Qualität zu liefern. So ist es nicht unüblich, dass Organisationen die Empfehlungen beider Methoden nutzen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen3.
Siehe auch
- Anforderungsmanagement
- Kaizen
- Projektkommunikation
- Six Sigma
- Stakeholdermanagement
- Top-Down-Planning
- Voice of the Customer
Weiterführende Literatur
Quellen
-
Clayton, Mike (2018): „What is Lean Project Management? Project Management in Under 5“ ↩ ↩2 ↩3
-
Abhishek Singh, Abhishek/Bahr, Ines (2019): „Der ultimative Leitfaden für das Lean Project Management“ ↩ ↩2
-
Kanban Tool (2021): „Was ist Lean-Projektmanagement?“ ↩ ↩2 ↩3 ↩4
-
Erne, Rainer (2019): „Lean Project Management – Wie man den Lean-Gedanken im Projektmanagement einsetzen kann“ ↩ ↩2 ↩3 ↩4
-
Wuttke, Thomas (2018): „Lean Project Management – mit weniger mehr erreichen!“ in Grote, Sven/Goyk, Rüdiger (Hrsg): „Führungsinstrumente aus dem Silicon Valley“ ↩ ↩2 ↩3 ↩4
-
Landau, Peter (2021): „What Is Lean Project Management?“ ↩ ↩2