Begriffsbestimmung

Der Begriff “Projektarten” wird in der DIN-Norm 69901 als Gattung von Projekten beschrieben, die eine ähnliche Ausprägung von Kriterien, wie Branche, Projektorganisation oder Projektgegenstand aufweisen.1 Als Beispiel hierfür lassen sich nachhaltige Projekte anführen.

Im Allgemeinen lassen sich Projekte anhand verschiedener Dimensionen bestimmten Projektarten zuordnen.1 Hierzu finden sich verschiedene Ansätze zur Differenzierung von Projekten aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Merkmalen und Kriterien.2 Aufgrund dieser Problematik und dem Umstand, dass die Berücksichtigung aller Klassifizierungsmöglichkeiten den Rahmen des Beitrags übersteigen würde, beschränken wir uns im Folgenden auf die populärsten Gesichtspunkte eines Projekts.

Differenzierung von Projektarten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Projekte zu charakterisieren.2 Zum einen lassen sich Projekte nach Art der Aufgabenstellung unterscheiden. Bei der geschlossenen Aufgabenstellung sind die Aufgaben klar definiert und bekannt mit begrenzten Lösungsmöglichkeiten. Die offene Aufgabenstellung hingegen besitzt viele Möglichkeiten bezüglich Inhalt und Vorgehen ohne exakte Lösungsvorstellungen.34

Zum anderen dient auch die soziale Komplexität als charakteristisches Unterscheidungsmerkmal für Projekte.4 Hierbei differenziert man zwischen einer geringen und hohen Komplexität. Die geringe Komplexität steht durch gering ausgeprägte Interessensunterschiede für eine unproblematische Zusammenarbeit, wohingegen eine hohe soziale Komplexität von unterschiedlichen Benutzerinteressen charakterisiert ist.35 Folglich besteht ein hohes Konfliktpotenzial.

Durch diese Differenzierungen lässt sich die Projektarten-Matrix nach Boos und Heitger darstellen, woraus sich vier Projektarten ableiten lassen.36

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Abbildung: Projektarten-Matrix3

Standard- oder Routineprojekte können aufgrund bestehender Erfahrung standardisiert und relativ einfach abgewickelt werden, wie beispielsweise Ersatzinvestitionen im Unternehmen.7 Auch bei den Akzeptanzprojekten kann man auf Erfahrung zurückgreifen und zu einem gewissen Grad standardisieren.4 Jedoch ist diese Art von Projekt durch ihre hohe Komplexität oft mit Akzeptanzproblemen verbunden, weshalb Information und Kommunikation eine entscheidende Rolle spielen.3

Potenzialprojekte sind durch ihr geringes Risiko und ihre einfache Projektorganisation charakterisiert, da sie trotz ihrer offenen Aufgabenstellung eine geringe Vernetzung mit dem Projektumfeld aufweisen. Unter diese Projektart fallen vor allem Forschungsprojekte.6

Im Gegensatz zu den Potenzialprojekten werden Pionierprojekte als risikoreich eingestuft. Diese Projektart zeichnet sich durch eine hohe Vernetzung mit dem Projektumfeld, sowie einem hohen Neuigkeitsgehalt aus, wodurch der Aufgabenumfang schwer abzuschätzen ist.3 Dies zeigt sich oftmals bei Firmenfusionen.

Wichtig zu beachten ist, dass die Grenzen der Matrix nicht starr sind und eine eindeutige Zuordnung nicht immer möglich ist. Darüber hinaus wechseln viele Projekte während der Entwicklung von Vorstudienphase bis zur Realisierung ihre Projektart. Dabei wandeln sich Projekte meist vom Potenzial- zum Pionierprojekt und werden im Anschluss zu Akzeptanz- oder sogar Standardprojekt1.

Neben der Projektarten-Matrix ist vor allem die Unterscheidung zwischen internen und externen Auftraggebern eines der wichtigsten Kriterien von Projekten.6 Häufig erscheint es auch sinnvoll, Projekte anhand ihres Inhalts oder Branche zu differenzieren, um spezielle Vorgehensweisen und Techniken abzuleiten.1 Ein klassisches Schema ist die Unterscheidung in Investitions-, Forschungs- und Entwicklungsprojekte, sowie Organisations- und IT-Projekte.13

Bedeutung für Projektmanagement

Die Zuordnung von Projekten in unterschiedliche Projektarten ist für das Projektmanagement von enormer Bedeutung. Da sich die Projektarten hinsichtlich ihrer Kosten und Risiken teilweise deutlich unterscheiden, muss dies bei der Planung berücksichtigt werden.7

Die Differenzierung nach verschiedenen Projektarten erleichtert zunächst, sich einen Überblick über die Projektlandschaft im Unternehmen zu verschaffen.2 Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn eine große Anzahl an Projekten parallel gemanagt werden soll. Jedes Projekt erfordert eine andere Vorgehensweise durch die Einmaligkeit ihrer Rahmenbedingungen.

Die Klassifizierung von Projekten hilft den Entscheidungsträgern dabei, geeignete Methoden und Vorgehensweisen zu ermitteln, wodurch das Projektmanagement zielgerichtet auf die jeweils vorliegende Projektart eingesetzt werden kann.6 Dadurch kann beispielsweise Dauer, Risiko, Kosten oder das notwendige Know-how der Mitarbeitenden für ein bestimmtes Projekt beziehungsweise eine bestimmte Projektart abgeleitet werden.3 Dies vereinfacht die Ressourcenplanung und das Projektcontrolling wesentlich. Darüber hinaus wird neben der Erleichterung der Projektsteuerung auch der Bedarf an speziellem Know-how deutlich.2

Fazit

Die Betrachtung der Projektarten verdeutlicht die unterschiedlichen Charakteristika von Projekten und den damit verbundenen Anforderungen. Dadurch können Entscheidungen hinsichtlich des Managements reflektierter und effizienter getroffen werden. Schlussendlich dient die Differenzierung in verschiedene Projektarten als Grundstein für eine erfolgreiche Projektdurchführung.

Siehe auch

Weiterführende Literatur

Quellen